wie findet man die lauteste Stelle in einem Audio-Track? Muss man das visuell abschätzen und dann im Output-Pegel ablesen? Komisch, wenn Vegas da keine Funktion anbieten würde.
Gut, Auto Gain pegelt nicht ständig nach. Du schreibst, der Bezug auf 0 dB sei wichtig - das ist der Punkt, den ich noch gar nicht verstehe. Mein Ton hat ein Spitzen-Pegel von z.B. - 8 dB oder -12 dB. Wie kann da eine Referenz auf 0 dB genommen werden?
Ich mache ein Beispiel: Spitzenpegel ohne Wave Hammer: - 9 dB. Mit Kompressor: -12,5. Mit Kompressor und Auto Gain: - 2,5 dB. Bisher war ich immer geschockt von dem starken Anstieg, vom Lautwerden. Störst Du Dich nicht an den Spitzen von jetzt - 2,5 dB? Wie gehst Du da weiter?
Was den Ausgangspegel angeht, solange da nicht 0 dB erreicht oder überschritten werden, stört mich das noch nicht so sehr. In meiner Praxis komme ich allerdings selten auf so hohe Werte, zumindest habe ich das nicht so in Erinnerung.
»Heißt das, dass eine Referenz genommen wird, obwohl der Spitzenpegel (wie meistens) weit von 0 dB entfernt ist.«
Die Referenz zur Errechnung des »Auto-Gain-Korrekturfaktors« ist wohl immer 0 dB, gleich welche Realwerte der Eingangspegel erreicht.
Nochmal zu den hohen Gain-Werten. Die würden mich stören, wenn das qualitativ bedenklich wäre oder wenn der Ton der Produktion dann so unverändert dort landen würde, wo er einem (damit nicht erfüllten) Standard unterworfen wäre.
Aber dank der Art der internen Verrechnung ist da qualitativ nichts zu befürchten und normalerweise kommen da ja noch einige andere Töne dazu, die eine spätere Mischung erforderlich machen, wo eh nochmal gepegelt werden muss.
Dennoch machen mich die Werte, die du oben nennst und zeigst, etwas stutzig. Beim RMS-Modus leuchtet mir das noch ein, da kurze Pegelspitzen damit gar nicht komprimiert werden, über Auto-Gain aber dennoch angehoben.
Wenn ich einen Eingangspegel von – 10,5 dB nehme, am Wavehammer-Plug-in die Lautstärkenmaximierung ausschalte und die in deinen Screenshots verwendeten Einstellungen übernehme, lande ich nach Kompression bei einem Ausgangspegel von – 18,6. Wenn ich gleiche Kompressorkonfiguration mit einem Eingangspegel von 0 dB speise, lande ich nach Kompression auf einem Ausgangspegel von – 15 dB.
Also würde nach meiner Rechnung Auto-Gain bei dieser Kompressoreinstellung einen festen Korrekturwert von 15 dB benutzen. Und tatsächlich lande ich beim Input von –10,5 und Output nach Kompression von – 18,6 dB nach der Aktivierung von Auto-Gain bei – 3,7 dB. Die Abweichung von – 0,1 dB sollte vernachlässigbar sein, da Vegas Pro zwar nur eine Stelle hinterm Komma anzeigt, tatsächlich aber viel genauer rechnet und letztlich die Anzeige wieder abrundet.
Von daher ist das zumindest mal so, wie es zu erwarten wäre.
Übrigens errechnet sich sich der Absenkungsfaktor der Kompression gegenüber 0 dB Eingangssignal einfach durch die Formel
Grenzwert – Grenzwert/Verhältnis
− 20 dB Grenzwert bei einem Verhältnis von 2:1 macht 0 dB zu – 10 dB. – 20 dB Grenzwert bei einem Verhältnis von 8:1 macht 0 dB zu − 17,5 dB.
– 16 dB Grenzwert bei einem Verhältnis von 4:1 macht 0 dB zu – 12 dB. – 16 dB Grenzwert bei einem Verhältnis von 16:1 macht 0 dB zu – 15 dB.
Wie sich dieser Faktor mit sinkendem Eingangspegel verhält, werde ich noch unter die Lupe nehmen.
Wenn Du das in Vegas lädst, wirst Du auch die Übersteuerung +1,6 und +1,7 dB feststellen, bei der lauten Stelle. Starte beim Abhören aber nicht genau dort, sonden kurz vorher.
Ich habe festgestellet, dass die "Anstiegszeit" 0,0 keine Übersteuerung ergibt, aber hier habe ich 9,0 ms, da wird es zu laut. (Bei 90,0 ms. sogar +4,0 dB!!
Deine sorgfältig zusammengetragenen Zahlen überfordern mich. Mir und fürs Nutzen von Vegas scheint es wichtig zu sein: Ist "Abgleich durch Auto Gain" eine echte Hilfe, kann das mehr, als man manuell machen kann, oder ist es nur eine Vereinfachung, die nicht wirklich eine Verbesserung darstellt?
»Ist "Abgleich durch Auto Gain" eine echte Hilfe, kann das mehr, als man manuell machen kann, oder ist es nur eine Vereinfachung, die nicht wirklich eine Verbesserung darstellt?«
Es ist nur eine Vereinfachung, da es automatisch ermittelt, wie stark die Signalspitze (mit Referenz 0 dB) durch die Kompression verringert wurde und das 1:1 ausgleicht. Das kann ebenso manuell z. B. über Output-Gain nachgeregelt werden, am Ende wäre da absolut kein Unterschied.
Die oben genannte Formel ergibt gleichzeitig auch den Wert, den Auto-Gain zur Anhebung des Pegels benutzen würde. Oder anders gesagt, anhand dieser Formel könnte man Output-Gain exakt genau so zur Pegelanhebung benutzen, wie es Auto-Gain tut, ohne dass man das komprimierte Signal analysieren müsste.
Also generell liegt es in der Natur der Sache, dass eine Erhöhung der Anstiegszeit im erhöhten Maße Spitzenpegel oberhalb des komprimierten Spitzenpegels durchlässt und damit solche Übersteuerungsspitzen auftreten können. Denn die Anstiegszeit verzögert ja die Einwirkung des Kompressors. Und Auto-Gain kann nur dort noch sicher unter einer Übersteuerung liegen, wo die Kompression schon gegriffen hat.
Ähnlich könnte eine Verringerung der Abklingzeit wirken, obwohl das hier von wesentlich geringer Wahrscheinlichkeit ist, da selbst eine Abklingzeit von 0 den Kompressor erst unterhalb des Grenzwertes abschalten sollte. Allerdings muss das mit der (nicht regulierbaren) Zeit für den Look-ahead richtig zusammenspielen.
So gesehen stelle ich die These auf, dass man durch Auto-Gain sogar gut analysieren könnte, ab welchem Wert für die Anstiegszeit man ein leichtes Pumpen erzeugen würde, weil ab diesem Wert der Anstiegszeit, wo Auto-Gain das Signal letztlich übersteuert, kurze Spitzen oberhalb der Kompression durchgelassen werden.
... es automatisch ermittelt, wie stark die Signalspitze (mit Referenz 0 dB) durch die Kompression verringert wurde und das 1:1 ausgleicht. Das kann ebenso manuell ... wäre da absolut kein Unterschied.
was heißt Referenz 0 dB? Wird es so "hoch"gerechnet, als wäre da auch 0 dB? Und warum erwähnst Du diese Referenz 0 dB explizit?
Auch finde ich, dass es nicht 1:1 ausgleicht. An meinem Beispiel sieht man doch, dass das Signal viel lauter wird.
Deine Energie, präzise Infos an uns weiterzugeben möchte ich keinesfalls enttäuschen. Aber bei diesen Berechnungen fühle ich mich überfordert. Frage: Muss ich davon etwas verstehen?
0 dB Referenz, weil der Dämpfungsfaktor der Kompression anhand von 0 dB Eingangssignal errechnet wird und sich auch der Reduktionsfaktor fürs Auto-Gain anhand 0 dB Eingangssignal errechnet.
Dein Beispiel enthält ja den Unsicherheitsfaktor »höhere Anstiegszeit«, durch den dann auch kurzzeitig höhere Pegel als durch den Grenzwert festgelegt unkomprimiert durchgelassen werden. Angemessen ausgeglichen (nicht über 0 dB) wird aber nur, was komprimiert wurde bzw. was unterhalb 0 dB minus Dämpfungsfaktor der Kompression liegt. Mit der Erhöhung der Anstiegszeit wird die Kontrolle aus der Hand gegeben.
Das leuchtet ein. Deine Erklärung hilft mir zu vestehen, wieso es übersteuern kann. Also, werde ich doch lieber auf Abgleich durch Auto Gain verzichten. Oder meinst Du, ich versäume da etwas?
Und bei der Gelegenheit: Wenn ich also manuell nachregle durch den Output-Gain im Kompressor, ist das das Gleiche, wie wenn ich die "Lautst.:" im Track erhöhe?
Die Formel wäre quasi die Antwort auf die Fragen, ob man weiß, zu welcher Dämpfung die Kompression (zusammengesetzt aus den Einstellungen zu Grenzwert und Verhältnis) führt, und ob es vorhersehbar ist, wie stark das Auto-Gain einen Pegel anhebt.
Ich betrachte es als interessantes Hintergrundwissen, aber den Kompressor wird man auch ohne dieses Wissen bedienen und benutzen können.
Ich bin der Meinung, dass Auto-Gain zwar eine nützliche Option sein kann (weil es Zeit beim Pegeln sparen kann und weil es helfen kann, Spitzen zu erkennen, bei denen die Kompression nicht gegriffen hat), aber dass sie durchaus verzichtbar ist.
Output-Gain ist in der Tat eine ganz einfache Anhebung des Gesamtpegels und von daher spielt es keine Rolle, welches Werkzeug dazu benutzt wird. Aber gleich welches Werkzeug dafür benutzt wird, kann es immer eine Rolle spielen, wo im Signalfluss das Werkzeug angewendet wird, je nachdem, welche Prozesse man dazwischen noch anwendet.
Wenn du beispielsweise den Kompressor als Track FX benutzt, dahinter keinen Effekt mehr und du dann nochmal die Spur pegeln würdest und damit den komprimierten Pegel ausgleichst, dann wäre das meines Erachtens exakt das Gleiche wie der Pegelangleich durch den Output-Gain-Regler des Kompressors.
Spielt die Reihenfolge der Effekte eine Rolle? Kann ich sie positiv oder negativ beeinflussen? Was ist zu beachten? Oder macht das Vegas automatisch richtig für mich?
Das darf oder sollte eine Software nicht automatisieren, weil das unter Umständen zu völlig anderen Ergebnissen führen könnte (und das könnte mal positiv und mal negativ sein). Vegas Pro tut das auch nicht. Es wendet Effekte/Filter in der Reihenfolge an, wie du sie einfügst und folgt ansonsten dem Schema Medien, Events, Tracks, Busse, Master. Du kannst Effekte/Filter an all diesen Stellen einfügen (nicht nur beim Ton, auch beim Video).
Die Effekt-/Filterreihenfolge muss der Anwender in der Hand haben!
Gute Beispiele dafür fallen mir allerdings beim Ton so adhoc nicht ein, da müsste ich mal suchen. Ton ist nicht mein Fachgebiet.
Genau bei solchen Fragen bin ich überfordert. Mein Kollege mit Fachbereich Ton meint: Auf jeden Fall zuerst den DeEsser und ob nun Kompressor und dann erst EQ oder umgekehrt, darüber gäbe es weltumspannend Buchmaterial, wo sich die Fachleute streiten.
Mein Fachgebiet ist, um es themagerecht zu beantworten, Video (minus um 60 % gedämpft Ton).